Die Geschichte des Rathauses Thedinghausen
Nach Entstehung der Samtgemeinde Thedinghausen im Jahre 1972 reichte das bisherige Rathaus als Verwaltungssitz nicht mehr aus. 1973 wurde die sogenannte „Poggenburg“ erworben und zum neuen Rathaus umgebaut.
Die Poggenburg (= Krötenburg) ist nie eine Burg gewesen, sondern war ursprünglich ein mit Wehranlagen versehendes Hofgebäude. Wie oft die Poggenburg verfallen war und am gleichen Ort wieder aufgebaut wurde, kann heute niemand sagen. Der Bau der Burg Thedinghausen wurde 1285 von Erzbischof Gieselbert von Bremen vollendet. In diesem Zusammenhang wurde die Poggenburg als eine der Burglehen gegründet. Sie war im Besitz verschiedener ritterlicher Geschlechter, bis sie 1580 von einem Amtmann erworben wurde und schon damals lange Zeit als Verwaltungssitz diente.
Auf die Amtmänner folgte ein Landwirt. Als der Hof stark verschuldet war, kaufte der vermögende Lunsener Pastor Gudewill das Gut. Einer seiner Söhne errichtete dort ein Handelshaus, das viele Jahre eine beachtliche Ausstrahlung besaß. Dieser Gudewill war um 1800 der reichste Mann von Thedinghausen. Damals wurde das Packhaus, die Scheune und das große Wohnhaus - das heutige Rathaus - erbaut.
Mit dem Tode des Kaufmanns Gudewill war diese florierende Zeit vorbei. 1843 wurde Dr. Grimm, dessen Frau den Gudewillschen Besitz geerbt hatte, Herr der Poggenburg. Er starb 1880. Fast 100 Jahre später verkaufte sein Urenkel die Poggenburg an die Samtgemeinde.
Der türkische Halbmond auf dem Packhaus
Ca. 1855 wurde auf das Packhaus ein mit einer Uhr versehenes Glockentürmchen aufgesetzt. An der Spitze befand sich ein Halbmond. Der damalige Eigentümer, Dr. med. Wilhelm Grimm, hat ihn zu Ehren seiner Großmutter väterlicherseits, einer Türkin anbringen lassen. Das Schicksal dieser Frau war sehr ungewöhnlich.
Sie wurde vermutlich 1722 in der türkischen Stadt Oszakow am Schwarzen Meer geboren und wuchs dort reich und wohlbehütet auf. Im russisch-türkischen Krieg wurde die Stadt Oszakow 1738 völlig zerstört.
Der auf russischer Seite als Offizier kämpfende braunschweigische Prinz Anton Ulrich suchte sich aus den Gefangenen u.a. das hübsche Mädchen Abbas Cachiane Rhebisch als Kriegsbeute und brachte sie nach Petersburg.
Man fand Gefallen an dem schönen und klugen jungen Mädchen, gab ihm Unterricht in Sprachen, auch Deutsch und der christlichen Religion. Sie wurde in Petersburg getauft und erhielt den Namen Anna Charlotte Rhebisch. Prinz Anton Ulrich nahm die Türkin mit nach Blankenburg, um sie seiner Großmutter, der Herzogin Christine Louise, als Gesellschafterin zur Verfügung zu stellen. Anna Charlotte entzückte die Herzogin durch ihre Anmut und Schönheit und hatte bald das Vertrauen der Herzogin gewonnen. Um die Zukunft ihrer Schutzbefohlenen sicherzustellen, begünstigte die Herzogin deren Verbindung mit dem Pastor Christian Moritz Grimm und versprach großzügige Hilfe und finanzielle Unterstützung.
Unglücklicherweise starb die Herzogin jedoch wenige Tage vor der Hochzeit. Damit änderte sich alles. Hofintrigen verhinderten die Auszahlung der als Aussteuer gedachten Schenkungen. Dennoch wurde in aller Stille geheiratet. Sehr arm folgte die junge Pastorenfrau ihrem Mann in den Harz nach Zorge, wo sie ein entbehrungsreiches Leben führen musste. Neun Kinder brachte Anna Charlotte zur Welt. 1766 starb sie im Alter von 44 Jahren. Ihr Enkel ist der Arzt Dr. Th. L.W. Grimm, der 1835 nach Thedinghausen kam und mit dem türkischen Halbmond auf dem Packhaus seiner Großmutter, die er nie gesehen hatte, nachträglich seine Zuneigung beweisen wollte.
Ansprechpartner/in
Frau Imke Meyer![]() | |
Tourist-Information der Samtgemeinde Thedinghausen Braunschweiger Str. 1 27321 Thedinghausen Telefon: 04204 88-22 Telefax: 04204 88-44 E-Mail: Touristik@thedinghausen.de oder ImkeMeyer@thedinghausen.de |